
Zu Hause laufe ich fast immer nur auf Strumpfsocken. Zugegebenermaßen teils aus Schlamperei, aber zur Hauptsache, weil es mir Freude bereitet den Boden unter den Füßen zu spüren.
Die schwarze, warme Gartenerde im Sommer, der heiße Asphalt, damals wenn wir zum Baden an die Elbe liefen.
Das Laufen über die vielen, kleinen Steine an den Stränden von Møn.
Wie herrlich, wenn der sonnendurchwärmte, schwarze Schlamm im Watt durch die Zehen quillt.
Das eigentümliche Knacken und Knirschen, wenn man über Muscheln läuft und das plötzliche Einsinken in einen Kuhfladen, dessen Oberfläche schon getrocknet und fest wie eine Schicht Papier war. Auch wenn wir das Laufen über Stoppelfelder beherrschten, nämlich die Füße nicht anzuheben, sondern kurz über den Boden zu ziehen, so daß sich die Halme umlegten, passierte es immer wieder, daß man sich verletzte. In die weiche Stelle zwischen Ballen und Ferse fuhr ein vertrackter Strohhalm und hinterließ eine kleine aber unangenehme Wunde.

Immer wieder trat man dann auf kleine Steine oder Stöcke und dies ließ die Stelle nicht heilen. Als unangenehm ist mir vom Stoppellaufen noch in Erinnerung, wie das Regenwasser aus den Stoppeln beim Umknicken bis in die Hosenbeine hochspritzte. Und hatte man sich erst einmal den großen Onkel gestoßen, stieß man sich ihn andauernd wieder.
Was hat sich mir über den „Tastsinn“ der Füße eingeprägt?
Der mit Sisal ausgelegte Flur irgendwo, das Linoleum in einer Küche der Nachkriegszeit, das immer ein wenig klebt, das kühle Eisenrohr am Bett im Krankenhaus, der kalte Steinfußboden in der Kirche in Mölln auf der Radtour mit dem Pastor, der federnde Waldboden aus Fichtennadeln, der nasse kalte Dünensand auf Sylt in Hörnum, wenn man nachts mal hinaus mußte.
Mir sträuben sich beim Schreiben noch die Haare, wenn ich daran denke, auf einer Kokosfußmatte zu stehen, auf der sich vorher jemand gründlich die Schuhe abgetreten hat.
Am schönsten ist es aber am Strand barfuß zu laufen. Auf dem Streifen, den immer wieder die Wellen überspülen, der gerade so fest ist, daß der Fuß Spuren hinterläßt, die die nächste Welle auslöscht.

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